Ein offener, lebendiger Ort für Alle – ein vielfältiges, modernes Angebot – ein Leuchtturm – weithin sichtbar und prägend für das Quartier – Steigerung der Transparenz, der Vertikalität und der internen Vernetzung – ein neues Herz mit starkem Pulsschlag für das Quartier und die Stadt
PROJEKT INFO
LEISTUNG
Konzeption
ZEIT
2018
ORT
Mönchengladbach, Deutschland
AUFTRAGGEBER
Wettbewerb
TEAM
Johannes Buchholz, Alma Clausen, Jan Bosscher



Konzeption
Für die Schaffung einer neuen Bibliothekslandschaft mit einem vielfältigen Angebot an seine Nutzer schlagen wir folgende Schritte zur Optimierung der bestehenden Struktur und Nutzungsverteilung vor:
1. Bestand bewahren und punktuell ergänzen
Grundsätzlich soll die gestalterische Qualität des bestehenden Gebäudes aus dem Jahr 1964 von Fridolin Hallauer bewahrt werden. Wir schlagen eine punktuelle Ergänzung, Erweiterung und Akzentuierung vor, um den neuen Anforderungen an eine Bibliothek gerecht zu werden. Diese Ergänzungen heben sich gestalterisch vom Bestand ab und schaffen in Ihrem Kontrast ein spannungsvolles neues Gebäude, das Alt und Neu elegant verbindet.
Wir verzichten bewusst auf die Aufstockung des 2-geschossigen Baukörpers zur Blücherstraße: Zum einen würde die Aufstockung die bestehende Struktur schwächen und den markanten Magazinturm verdecken, zum anderen fördert die Konzentration auf 2 Hauptgeschosse (+ Turm) die Benutzbarkeit als offener und transparenter Ort.
Dabei wird die Glasfassade an der Blücherstraße zum Schaufenster zur Darstellung der Vielfältigkeit der Angebote in der Bibliothek.
2. öffentlichen Raum in den Obergeschossen schaffen
Der Magazinbereich wird vollständig in das Untergeschoss verlegt und für die Lagerung von ca 146.000 Medien ausgelegt. Hierfür wird unter dem Vorplatz das Untergeschoss erweitert und mit Lagern, einer Buchtransportanlage und einem Sortierbereich ausgestattet. Die Flächen im Magazinturm werden in den öffentlichen Bibliotheksbereich mit eingebunden und setzen durch die historische Struktur, die teilweise im Bereich der Decken aufgebrochen wird, einen spannungsvollen Akzent.
3. Vertikale Verzahnung der Hauptgeschosse (Erdgeschoss und 1.Obergeschoss)
Der Hauptzugang bleibt in seiner Position bestehen. Vom Foyer aus wird der Bestand aber so optimiert, dass die Räumlichkeiten der einzelnen Bibliotheksbereiche schon von hier aus sichtbar gemacht werden.
Der derzeitige Innenhof bleibt als Lichthof bestehen, wird aber in die Gebäudehülle intergiert und erhält eine zusätzliche großzügige Treppenlandschaft, die die Besucher in das Obergeschoss führen – der Schlusspunkt bildet eine großzügige Verglasung mit Blick in den grünen Garten. Die Treppenlandschaft bietet vielfältige Möglichkeiten zum Lesen, Beobachten, Kommunizieren und bei großen Veranstaltungen dient diese als Sitztreppe.
Im angrenzenden Café wird die Decke zum 1.Obergeschoss großzügig geöffnet, um einen spannungsreichen Blick auf die 2-geschossige, historische Fassade freizugeben. Luft, Großzügigkeit und eine visuelle Verbindung in die Bibliotheksbereiche im 1.Obergeschoss stärken den Raum und machen die Veränderungen auch von außen aus sichtbar.
Um den südlichen Bereich in eine zirkulierende Erschließung zu integrieren, schlagen wir eine skulpturale Treppe mit einer großzügigen Deckenöffnung vor. Die visuelle Verbindung zwischen unterschiedlichen Bibliothekszonen fördert die Verknüpfung und machen die Vielfältigkeit sichtbar und erlebbar.
4. Integration des Magazinturms
Die spannende und weithin sichtbare Struktur des Magazinturms wird in die öffentlich nutzbaren Flächen integriert.
Um spannungsvolle Räume zu schaffen, werden die Deckenplatten in jedem zweiten Geschoss teilweise herausgenommen, sodass 2-geschossige Räume mit eingezogenen Galerien entstehen. Die Räume eignen sich durch diese Transformation optimal für Ausstellungen, Workshops, Erlebnis- und Medienräume. Das oberste Geschoss erhält durch die Ergänzung einer Lichtfuge eine zusätzliche natürliche Belichtung, die gleichzeitig die Bibliothek im Quartier in den Abendstunden durch diese Fuge als „Leuchtturm“ sichtbar macht.
Im Erdgeschossbereich des Turms werden die Werkstätten und die Buchbinderei integriert, um diese in großer Nähe zum Foyer einzubinden. Eine enge Verknüpfung in den Garten über eine neue, breite Freitreppe und eine großzügig zu öffnende Fassade bietet eine perfekte Raumsituation für unterschiedlichste Nutzungen und Sonderveranstaltungen.
5. Fassade und Sichtbarkeit im Quartier
Die bestehenden Fassaden bleiben soweit möglich im Bestand aus den 60er Jahren erhalten bzw werden wieder in den ursprünglichen Zustand gebracht und technisch so aufgewertet, dass die aktuellen Bestimmungen eingehalten werden.
Die geplante Aufstockung des 1-geschossigen nördlichen Bauteils erhält eine Fassade, die sich an der Gestaltung des Bestands orientiert aber hierbei einen eigenständigen Akzent setzt.
Eine weithin sichtbare Geste am Ende der „Bildungsachse“ wird durch die Ergänzung eines transparenten Oberlichtes im obersten Geschoss des Magazinturms erreicht. Diese Lichtfuge verortet die Bibliothek im Quartier und markiert diesen wichtigen neuen Ort. Unterstützt wird dies durch eine großflächige Medienfassade des Magazinturms an der südlichen und westlichen Fassadenseite. Pixelgroße LEDs, die in den Fugenkreuzen der bestehenden Keramikfassade positioniert sind, können individuell angesteuert werden und Botschaften und Impressionen in die Stadt senden. Die Steuerung erfolgt z.B. über eine Station im MedienLab und durch örtliche Künstler und kann zur Werbung von besonderen Veranstaltungen und Angeboten im Gebäude genutzt werden.
6. Aussenraum stärken und bespielen
Der vorgelagerte Platz wird weiter verkehrsberuhigt und gestalterisch bis zur gegenüberliegenden Häuserfront an der Blücherstraße und an den Adenauerplatz erweitert und mit neuen Stadtraumelementen ergänzt, um die offene Nutzung an das Wohnquartier heranzuführen und einen attraktiven Platz für die Bewohner und Besucher vor dem Eingang zu schaffen. In diesem Bereich konzentriert sich das Angebot der Bibliothek im Außenraum und erreicht auch Bewohner und Passanten, die nicht in die Bibliothek gehen.
Der rückseitige Gartenbereich dient für Sonderveranstaltungen als besonderer grüner Ort mit einer großzügigen Terrassenfläche und Freitreppe. Im Bibliotheksalltag wird der Garten mit einzelnen skulpturalen Möbeln ergänzt und dient als ruhige Oase in der Stadt zum Lesen, Denken und Austauschen.
